Montag, 6. April 2015
Uns wurde erzählt, dass die Woche vor Ostern in Costa Rica wahnsinnig groß mit Stierkämpfen und großen Partys gefeiert wird, was zu unserer Enttäuschung eigentlich gar nicht so war. Die letzte Woche war bezüglich Ostern ziemlich ruhig. Ich verbrachte viel Zeit mit Brayan und seiner Familie. Bei seinen Großeltern lernte ich, wie man ein typisches Gericht für Ostern zubereitet. In Bananenblätter eingewickelte Maisteigtaschen gefüllt mit Bohnenbrei und Essigerbsen wurden in heißem Wasser gekocht und schließlich zu Caffee serviert. Zu meiner Überraschung hat es echt gut geschmeckt! Außerdem lernte ich seinen Onkel kennen, der mir nächste Woche hilft, mein Päckchen von Mutti in San José abzuholen, worauf ich mich schon wahnsinnig freue! Der eigentliche Anlass, nach San José zu fahren ist ein Auftritt der Percussiongruppe von Torito und ein Fußballspiel La Liga gegen Saprissa - die zwei besten und bekanntesten Teams von Costa Rica, das wir in der Arena von Alajuela in der Nähe von San José anschauen werden.
Ein kleines Highlight gab es dann doch während der Semana Santa. Mein älterer Gastbruder kam zu Besuch auf den sich vor allem Samuel und Paola freuten. Ich verstehe mich mit Beto wahnsinnig gut. Wir können uns über wahnsinnig vieles unterhalten und haben eigentlich die ganze Zeit gelacht. Mit ihm und seinen Freunden war ich das Spiel Costa Rica gegen Panama in einer Bar ansehen, was echt so witzig war, weil Beto die ganze Zeit irgendwelche Witze reißt, wo alle unterm Tisch liegen. Dann nahm er mich noch zum Sushiessen mit! Leeeecker! Das Restaurant liegt direkt am Strand und wenn man aufs Essen warten musste, konnte man sich auf einen Hochstuhl setzen und in den Sternenhimmel sehen.
Ansonsten gab es letzte Woche drei Geburtstage. Einmal von Luna, danach von meinem lieben Calep und gestern von Paola. Mir gefällt die Art und Weise, wie man hier Geburtstag feiert. Meistens werden alle Freunde nach Hause eingeladen und Arroz con Pollo (Reis mit Hühnchen) gegessen. Danach gibt es Torte für alle. Eine Tradition ist es, dass das Geburtstagskind erst ein Stückchen von der Torte abbeißt, worauf die anderen Kinder natürlich auf den Hinterkopf anstupsen, sodass das Geburtstagskind ein Tortengesicht hat. Ihr hättet Calep sehen sollen! Sein kleines Gesicht voller Sahne. Oh wie die Stimmung bebte! Danach darf das Geburtstagskind nach einer Pinata schlagen. Das ist meistens ein hohles Pappmascheetier gefüllt mit Süßigkeiten, das irgendwo aufgehängt wird. Das Geburtstagskind versucht es mit verbundenen Augen und einem Stock aufzuschlagen. Sobald die Süßigkeiten rausfallen stürzen sich alle Kinder darauf, um Möglichst viele Lollis und Bonbons abzubekommen.
Gestern habe ich mit Samuel viel für den Geburtstag von Paola vorbereitet, da Lidieth eine ziemlich ernsthafte Infektion hat und fast nicht mehr laufen kann. Sie war schon im Krankenhaus und wird vielleicht am Montag operiert, weil Antibiotika leider nicht hilft. Wenn man hier in Torito krank ist, ist es viel umständlicher, weil man erstmal nach Nicoya eine Stunde ins Krankenhaus fahren muss und die ärztliche Versorgung ziemlich unterentwickelt ist. Ich hoffe einfach, dass sie bald wieder gesund wird!
Ansonsten wünsche ich euch ein frohes Osterfest und hoffe, dass ihr den Tag mit euren Familien gemütlich feiern könnt! Ich denke ganz fest an euch!













































Die folgenden Tage in Granada waren sehr entspannend. Wir wohnten in einem sehr schönen Hostel im Zentrum der Hauptstadt. Uns wurde Internet, Pancakes zum Frühstück, zahlreiche Hängematten, Wasser, Tee und Kaffee zu jeder Uhrzeit, ein Pool und eine große Gemeinschaftsküche zur Verfügung gestellt, was wir natürlich gnadenlos ausnutzten und mal eine angenehme Abwechslung war.
Granada gefällt mir sehr. Geprägt vom Kolonialstil ragen zwischen bunten Wellblechhäusern große Kirchen, Statuen und andere Monumente empor. Francisco erklärte mir, dass man in die Vergangenheit reist, wenn man nach Costa Rica fliegt, weil die Leute mit einfacheren Mitteln wohnen, was eine schönere Beschreibung ist als zu sagen man reist in die Armut. Er sagte, wenn man nach Nicaragua reist, befindet man sich noch ein Stück mehr in der Vergangenheit, weil die Menschen dort noch einfacher wohnen, was zum Teil auch stimmte. Meiner Meinung nach wird die Brücke zwischen Arm und Reich durch die Spuren der damaligen Eroberer Zentralamerikas ziemlich unterstrichen.
Maura und ich erlangten einen ersten Eindruck der Stadt durch einen Sparziergang durch verschiedene Straßenmärkte quasi direkt vor unserem Hostel. Eine Stadtführung in einer Pferdekutsche ludt uns ein, die Geschichte Granadas ein bisschen näher kennenzulernen. Am nächsten Tag bereiteten wir uns für eine Wanderung auf den noch aktiven Vulkan Masaya vor. Zum Glück mussten wir nicht allzu lange in der prallen Hitze den Weg hochlaufen, da uns ein großzügiger Brasilianer dank seines Chaffeurs bis nach oben mitgenommen hat. Dort angekommen standen wir erstmal vor einem riesengroßen Krater bedeckt von einer gigantischen Schefelwolke. Als wir auf den nebenstehenden Berg hochkrackselten, konnten wir jedoch mehr sehen. Rechts neben uns war der Vulkan und links ersteckte sich die Landschaft von Nicaragua bis zum Masayasee, der auch das Meer von Zentralamerika genannt wird, da er einfach gigantisch ist. Durch die Landschaft ertreckte sich ein dunkler Aschepfad, der durch den letzten Vulkanausbruch entstand.
Nach diesem beeindruckenden Ausflug in die Natur erhofften wir uns ein paar Mitbringsel auf einen historischen Markt in Masaya, jedoch hielten wir es dort nicht allzu lange aus, da uns alle Verkäufer anquatschten und uns unbeschreibliche Gerüche quälten, die sich im gesamten Markt ausbreiteten...
Am letzten Tag in Managua entspannten wir uns im Pool und vegetierten durch die unerträgliche Hitze so vor uns hin.
Die gesamten neun Tage hatten Maura und ich ziemliches Heimweh. Ich muss euch aber enttäuschen - es war kein Heimweh nach Deutschland, sondern ein Heimweh nach Torito, da uns unsere Familien wahnsinnig fehlten. Wer hätte das vor drei Monaten gedacht!?