So wenig ich es vor fast 6 Monaten glauben konnte hier zu wohnen, habe ich noch nicht das Gefühl, in schon 19 Tagen heimzufliegen...
Mein Plan, jeden Tag etwas Besonderes zu unternehmen, läuft soweit. Die letzten Tage wurden gefüllt mit Strandbesuchen nach Carillo und Sámara. Einmal haben Brayan und ich uns in ein Café gesetzt und schlemmten ein Bananensplit. Letzten Freitag haben Maura, Ronny, Brayan, Daniel und ich Sandra - die Gastmama von Bianca - besucht, um wieder einmal eine Runde Sequencia zu spielen. Bianca ist inzwischen schon wieder in Deutschland, aber immer noch präsent, wenn wir Sandra besuchen, die obwohl sie manchmal zu tief ins Glas sieht eine echt liebenswürdige Person ist. Sie ist in der Gemeinde engagiert und setzt sich dafür ein, dass Jugendliche, die kein Rückhalt der Eltern oder wenig Geld zur Verfügung haben, trotzdem einen Weg finden zu studieren.
Ab und zu hat mich der Regen dann doch davon abgehalten aus dem Haus zu gehen. Deshalb haben wir noch einen Filmabend mit den Kindern zu Hause geplant. Letzten Donnerstag bin ich dann endlich dazugekommen, ein Surfbrett zu organisieren. Nachdem mich Brayan und Daniel in die Welt der Surfer eingeführt haben, stand ich wenige Momente später auf dem Surfbrett, konnte jede einzelne Welle mitnehmen und schwebte über Meer! Einfach Wahnsinn! Ich muss sagen, ich bin der reinste Surfpro!... Nein! Natürlich nicht. Immer wenn eine Welle kam, hat sie mich mitgerissen, ich bin vom Surfbrett gefallen und als ich mich kaum sortiert habe kam schon wieder der nächste Riese auf mich zugeschwappt und hat mich durchgewirbelt bis mir dann auch noch meine Schulter halb ausgekugelt ist. An alle Surfer da draußen, die das gerade lesen - Hut ab! Ihr habt´s echt drauf! Aber - nichts desto trotz - hat es mir richtig Spaß gemacht und ich ziehe sogar in Erwägung, eines Tags einen Surfkurs zu machen!
Ich weiß jetzt schon, dass ich mit einem lachendem und einem weinendem Auge heimkommen werde. Ich bin hier sozusagen im Paradies! Umringt von der Natur! Vor unserem Haus blüht zur Zeit ein Busch und ich kann die Kolibris zwei Meter von mir entfernt beobachten, entlang der Straßen hangeln sich die Brüllaffen an den Stromleitungen entlang und was ich hier auch sehr schätze ist, dass man hier Stress nicht kennt!
Trotzdem ist es hier ab und zu nicht ganz so rosig, wie ich es die meiste Zeit beschreibe. Ich sehe hier Eltern, die ihre Kinder schlagen, Leute, die zu allem bereit sind, nur um zu ihren Drogen zu gelangen und Menschen, die soweit gehen, dass sie schon um 7 Uhr in der Früh vor der Pulpería stehen, um den billigsten Alkohol eigentlich zum Putzen gedacht, in sich hineinkippen. Ich kenne sogar einen Jungen, der mit 22 Jahren fast an Leberversagen draufgegangen ist.
Ich weiß, das sind ziemlich hässliche Zeilen, aber ich will euch einfach zeigen, dass es hier viele Momente gibt, wo man erstmal schlucken muss und wo sich graue Wolken über das Paradies ausbreiten...
Und - natürlich freu ich mich wieder auf euch! Und zwar sehr!




Meine liebe Alena, gerade in den letzten, vergangenen fünf Stunden haben wir:
Deine beste Freundin Terry
Dein Bruder Emanuel
Dein Papa
Und ich
Dein Kater sofern er denken kann,
Ganz intensiv an Dich gedacht! Du glaubst es nicht, wir sind jetzt schon alle so aufgeregt und können es kaum erwarten, Dich wieder zu sehen! Freu Dich auf das Heimkommen! Ich wünsche Dir viel Kraft, um Abschied zu nehmen. Ich bin mir sicher, dass dieser schmerzt, jedoch warten auf der anderen Seite der Erdkugel, Menschen die Dich auch sehr lieben! Deine Mama