Mittwoch, 27. Mai 2015
Kaum war ich zwei Tage wieder zu Hause ging es wieder in den Bus fünf Stunden in die Hauptstadt. Angie, die Chefin meiner Organisation, hat mich gefragt, ob ich sie auf die andere Seite des Landes begleiten möchte und da ich sowieso noch die Karibik Costa Ricas sehen wollte, bot sich das als gute Gelegenheit an. Brayan, mein treuer Begleiter, ergatterte noch einen der letzten Sitzplätze im Bus und kam mit uns mit.
In San José musste sich Angie ein neues Hostel ansehen, in dem neu angekommene Freiwillige eine Nacht bleiben sollen, bevor sie zu den einzelnen Projekten fahren. Dort gabelten wir gleich eine Leonie, eine Freiwillige, die vom Farm- in ein Schildkrötenprojekt wechseln wollte. Mit ihr bereiteten wir uns auf die nächste Busfahrt vor. Da sich - wie es nicht anders sein sollte - der Bus um drei Stunden verspätet hat, sparzierten wir noch im Zentrum von San José herum und konnten noch einen leckeren Eiscafé genießen. Die nächsten vier Stunden Fahrt waren eigentlich nicht ganz so anstrengend, weil die Straße durch den größten Jungle Costa Ricas führte. Ich hab die Kälte sehr geschätzt. Die Landschaft machte die Fahrt auch nicht so ganz anstrengend. Als wir in einem kleinen Dorf in der Nähe von Limón angekommen sind, brachte uns ein Taxi an einen Fluss. Es folgte noch eine halbe Stunde Fahrt im Wassertaxi an die Küste und endlich kamen wir im Schildkrötenprojekt an! Für mich war es unglaublich: Vor uns lag das Meer und hinter uns kilometerweiter Dschungel. Mit anderen Worten - wir waren am A**** der Welt!
Die Leiterin der Schilditruppe brachte uns in einer kleinen Hütte unter und bat uns gleich ein leckeres Abendessen an. Danach wurden Brayan und ich gefragt, ob wir denn eine Nachtpatrouille machen würden, um die Schildkröten zu beschützen, die in der Nacht an den Strand kommen und Eier legen. Die Eier würden wir dann einsammeln und in einen Brutkasten bringen. Die Schildkröte müsste noch abgemessen werden und mit einem Bändchen markiert werden.
Jetzt werdet ihr euch bestimmt denken: "Hä, warum muss man die Eier denn beschützen?" Ich weiß - Klingt alles bisschen freaky, aber der Schwarzmarkt für Schildkröteneier ist in Costa Rica ziemlich mächtig, das heißt, wenn man nicht rechtzeitig zur Schildkröte kommt, sammeln die Dealer die Eier vor deiner Nase ein. Das ist nicht ganz ungefährlich... Mittlerweile findet keine direkte Konfrontation mit den Dealern statt, weil der ein oder andere Schildkrötendefender schon dran glauben musste. Man muss einfach drauf hoffen, dass man schneller als die Räuber ist.
Also haben wir uns mit einem Tico, der auch für das Projekt arbeitet, auf den Weg gemacht und sind in der Nacht die Strandpromenade entlanggestapft. Die 99 %, die uns versprochen wurden, eine Schildkröte zu sehen, haben sich in 99 %, dass wir klatschnass werden, verwandelt. Insgesamt mussten wir 14 km laufen und ich bin tausend Mal gegen irgendein Baumstumpf gelaufen, weil wir zu Dritt nur eine Taschenlampe hatten. Es hat durchgehend geschüttet und gewindet, was natürlich logisch ist: Wir waren auf der Atlantikseite und es ist Regenzeit... Natürlich haben wir zu unserem Glück keine einzige Schildkröte gefunden, nur eine Schildkrötenspur im Sand und ein Haufen Räuber, die sich im Gebüsch versteckten. Nach der 4 Stunden-Wanderung hat uns der Tico am Gatter unseres Camps abgeliefert, um selbst wieder nach Hause zu laufen nur leider war es nicht unser Camp. Also standen wir mitten in der Nacht ohne Taschenlampen im Dschungel und wussten nicht, wo unsere Hütte war. Zum Glück kann sich Brayan sehr gut an der Natur orientieren, sodass wir nach einer Weile dann doch noch unsere Hütte gefunden haben.
Ich kann nur sagen: Ich ziehe den Hut vor allen Freiwilligen, die in einem Schildkrötenprojekt arbeiten und die diese Tortur Nacht für Nacht machen müssen!
Am nächsten Tag haben sich unsere Wege getrennt. Leonie haben wir im Camp gelassen, Angie ist nach San José zurückgefahren und wir zwei sind nach Limón und weiter nach Puerto Viejo. Wie es nicht anders zu erwarten war, hat die Reise nicht zwei sondern 4, 5 Stunden gedauert bis wir dann endlich im nächsten Hostel breitmachen konnten. Puerto Viejo ist fast der südlichste Punkt Costa Ricas und ein absolutes Hippiedorf! Jeder zweite trägt Rasta, alles ist bunt angestrichen und als wir ankamen, hat uns eine riesige Graswolke empfangen. Am Nachmittag sind wir durch die Straßen sparziert und zum Abendessen haben wir uns an den Strand in der Nähe einer Lifeband-Bar gesetzt und haben Brot mit Avocado/ Cheso Crema und Tomaten gegessen. Leeecker!
Unser Plan, den Sonnenaufgang anzusehen ist leider im wahrsten Sinne des Wortes ins Wasser gefallen, also haben wir ausgeschlafen, sind dann wieder auf nach San José, haben dort übernachtet und sind am nächsten Tag wieder nach Sámara. Wir sind zwar in den letzten Tagen mehr Bus gefahren, als dass wir irgendwas anschauen konnten, aber die wenigen Sachen, die wir gesehen haben, haben sich auf jeden Fall gelohnt!
P.S. Was ich euch noch sagen wollte: Auch wenn ich die Kommentare nicht beantworte, freue ich mich jedes Mal wie ein Schnitzel, wenn sich jemand meldet! Das ist echt immer wieder ein Highlight des Tages! Danke, meine Lieben!

Die Fahrt im Wassertaxi...


Die Karibikküste


Una garza


Eines der verrückten Häuser in Puerto Viejo



Dienstag, 19. Mai 2015
Am Wochenende bin ich mit drei Mädels - Estelle und Audrey aus Frankreich und Kira aus den Staaten - auf die Karibikseite aufgebrochen, um den türkisen Fluss anzusehen, von den alle schwärmten. Die Anfahrt war mal wieder alles andere als angenehm. Von Sámara ging es per Autostopp nach Nicoya, da wir erstmal den Bus verpasst hatten. Von Nicoya nach Limonal, von Limonal nach Cañas und von Cañas nach Bijagua, wo uns ein sehr schönes Hostel erwartet hat. Es war eher ein großes Wohnhaus, in dem wir ein Schlafdorm hatten. Der erste Abend war nach der langen Reise sehr entspannend, vor allem weil es keine kreischenden Kinder und genervte Eltern gab! Das ist einer der Sachen, die ich in Deutschland sehr vermisse! In meiner Gastfamilie kennt man keinen ruhigen Abend vielleicht mit ein paar Kerzen, ruhiger Musik und einem Tee oder ein Glas Wein...
Am nächsten Tag brachte uns Jorge - der Hostelbesitzer - mit Benny - unserem Zimmermitbewohner aus Kalifornien - in den Dschungel, wo uns ein Pfad zu einem Wasserfall führte. Nach der Sage, hat Gott - als er die Welt erschaffen hat - blaue Farbe in den Fluss geschüttet und deswegen sei er so türkis. In Wahrheit ist es eine optische Täuschung und die Reflexion im Himmel. Mich hat die ungewöhnliche Färbung sehr beeindruckt. Weiter ging es flussaufwärts an thermalen Quellen vorbei bis wir an die Stelle angelangt sind, wo sich das Wasser in türkis färbt. Klingt alles etwas abgefahren, aber ihr werdet ja die Bilder sehen. Zum Glück haben wir uns Gummistiefel ausgeliehen, denn es hat heftig geregnet und der Pfad war ziemlich matschig. Ich hab die Kälte und den Regen ehrlich gesagt genossen. Nach 5 Monaten Hitze und Schwitzen ist es echt was besonderes! Nach einem kleinen Snack ging es dann wieder im strömenden Regen flussabwärts und schließlich nach Hause, wo uns ein warmer Tee und Decken von Jorge erwarteten. Wir gönnten uns am Abend ein Restaurantbesuch und hatten noch nette Gespräche im Hostel, die durch Bennys Humor bereichert wurden. Gestern machten wir uns wieder auf nach Sámara und können die Woche energiegetankt starten...














Mittwoch, 13. Mai 2015
Die vergangenen Tage waren ziemlich ruhig. Maura war letzte Woche in La Fortuna und Monte Verde, um ihrer Schwester, die sie für zwei Wochen besucht, ein bisschen was von Costa Rica zu zeigen. Und ich muss sagen, ich habe Maura echt vermisst. Wenn man jemanden fast jeden Tag sieht, dann fehlt einem schon was, wenn diese Person für ein paar Tage nicht da ist...
Am Freitag habe ich Brayan überredet, mit dem Fahrrad nach Barrigona zu fahren, was ziemlich hart war, weil man die Straßen hier nicht mit den deutschen vergleichen kann, aber es hat sich gelohnt! Könnt ihr euch erinnern? Lorenzo hat mich einmal mit den Kindern mitgenommen und ich war so begeistert! Ausgerüstet mit Keksen und Fresco haben wir uns unter einem Palmendach breitgemacht und erstmal 2 Stunden gepennt. Wir blieben bis zur Dämmerung dort und kamen erst in der Dunkelheit wieder zurück nach Sámara. Auch wenn Barrigona ziemlich schwer zu erreichen ist, gehört es zu einer meiner Lieblingsorte hier!
Am nächsten Tag machten sich meine Familie und ich auf nach Hojancha, um mal wieder die Verwandten auf Seiten Lidieths zu besuchen. Am Samstag quetschten wir uns zu zwölft auf die Ladefläche eines Pickups, um eine kleine Wanderung in Monte Alto zu machen. Es blüht dort zur Zeit leider nichts und die Wasserfälle sind trocken, trotzdem haben mich die wahnsinnig dicken und hohen Bambusstämme, die sich überall ausgebreitet haben, sehr beeindruckt. Am Sonntag halfen wir bei der Mangoernte mit. In Deutschland sind Mangos für mich etwas ganz Besonderes! Hier muss man geradezu aufpassen, dass man nicht auf überreifen Mangos ausrutscht! Jeden Tag esse ich mindestens eine, Lidieth macht ab und zu Mangosmoothie und die Kinder stehen total auf Mangosalat. Ich weiß nicht, wie oft ich in den letzten paar Zeilen das Wort Mango geschrieben habe, aber jetzt wisst ihr, dass es hier nur so an Mangos wimmelt! Nach der Ernte sind wir in ein kleines Schwimmbad gegangen und haben uns erfrischt.
Jetzt bin ich wieder im kleinen Torito und habe mal wieder mit Maura und Estelle - die neue Freiwillige aus Frankreich - einen "curso" für die Kinder gehalten. Ich sitze hier gerade auf dem Sofa umringt von drei Kindern, die warten, bis ich endlich fertig bin um mit ihnen zu spielen...

Das ist die Straße zu meinem Haus



Die lautesten Wegbegleiter, die man sich vorstellen kann...



Das ist Barrigona



Meine Gastgroßeltern



Lidieth mit den Kindern



Und die ganze Wandertruppe